Lernsoftware
Ich habe mir heute mal eine Lernsoftware angeschaut und sie ein bisschen analysiert. Ich möchte schonmal vorweg nehmen: Ich musste mich doch sehr wundern!!!
Folgendes Produkt habe ich unter die Lupe genommen: "Emil und Pauline in der 1. Klasse. Deutsch und Mathe." von Almuth Bartl und Jan Birck, erschienen 2005 im UMD Verlag. Es gibt von "Emil und Pauline" sehr viel Lernsoftware, für verschiedene Klassen und verschiedene Fächer. Ich erwartete also gutes, besonders weil die CD-Rom vom Focus als "Beste Lernsoftware" ausgezeichnet war und vom "Kinder-Software-Ratgeber" sechs Mäuse erhalten hat (mehr werden nicht vergeben).
Im Text auf der Cover-Rückseite werden "neueste Erkenntnisse aus Pädagogik, Fachdidaktik und Psychologie", "kindgerecht und kreativ", Berücksichtigung des "individuellen Lernfortschritts", Anpassung an "den neuen Grundschullehrplan" und als Lernziele die folgenden angekündigt:
1. Sinnerfassendes Lesen und Wörter Bildern zuordnen
2. Erkennen und Unterscheiden von Groß- und Kleinbuchstaben
3. Vergleich Gehörtes und Gelesenes
4. Addieren und Subtrahieren im Zahlenraum bis 20
5. Geometrische Figuren erkennen.
Zum Aufbau: Das Programm enthält 8 Spiele je für Deutsch und Mathe, jeweils in 3 Schwierigkeitsstufen, die vom Kind selbst gewählt werden können.
Positiv: Kindgerechte und kreative Umsetzung kann ich bestätigen, die Lernspiele sind nett verpackt und es gibt viel fröhliche Ermunterung, Fehler werden ignoriert (gleichzeitig wird natürlich klar, dass die Wahl/Angabe falsch war) und bei mehreren Fehlern in Folge wird kräftig Mut gemacht.
Negativ:
1. Die Spielanleitung wird vor jedem Spiel und jedem Wechsel des Schwierigkeitsgrads wiederholt, auch wenn man es schon gespielt hat - was das Programm wissen könnte, weil man zu Beginn seinen Namen angibt. Das ist absolut nervtötend!
2. Das Programm weist einige technische Mängel auf: An manchen Stellen wird der Mauszeiger nicht zur Hand, wenn man etwas anklicken kann; die Schwierigkeitsgrade sind zum Teil scheinbar in falscher Reihenfolge (evtl. auch didaktischer Fehler), die abgebildete Hupe wird als "Trompete" bezeichnet. U.a.
3. Das Programm weist eklatante didaktische Mängel auf: In Mathe wird sofort der Zahlenraum 1 bis 20 verwendet und die Zehner bis 100 (in der Schule erst ab 2. Halbjahr bzw. 2. Klasse) und bei den geometrischen Figuren wird die Unterscheidung von Rechteck und Quadrat erwartet (auch erst 2. Schuljahr), sodass ein Großteil der Matheaufgaben erst nach Abschluss des ersten Halbjahres zu bewältigen ist. Eine Systematik im Aufbau der Schwierigkeitsgrade ist kaum zu erkennen, jedenfalls nicht didaktisch sinnvoll. Auch in Deutsch wird Wissen vorausgesetzt, das erst nach der ersten Klasse behandelt wird, insbesondere im Bereich Rechtschreibregeln und Grammtikbegriffe ("Begleiter"). Der zu lesende Wortschatz lässt ebenfalls keine systematische Schwierigkeitsabstufung erkennen und es werden sogar recht viele Fremdworte zum Lesen vorgegeben, die ein Erstklässler sicher noch nicht selbständig erlesen kann (Orange, Bonbon, Computer). Das angepriesene "sinnerfassende Lesen" kommt nur in einem (von acht!) Spielen vor.
Fazit: Neueste Erkenntnisse aus der Fachdidaktik haben hier ganz sicher keinen Eingang gefunden, der individuelle Lernfortschritt findet durch die unsystematische Schwierigkeitsabstufung kaum Berücksichtigung und sinnerfassendes Lesen wird nur ganz am Rande gefördert. Die Anpassung an "den neuen Grundschullehrplan" bezieht sich definitv nicht auf den aus Schleswig-Holstein. Ich wundere mich sehr über die Bewertung dieser Software durch den Focus und den Kinder Software Ratgeber.
Folgendes Produkt habe ich unter die Lupe genommen: "Emil und Pauline in der 1. Klasse. Deutsch und Mathe." von Almuth Bartl und Jan Birck, erschienen 2005 im UMD Verlag. Es gibt von "Emil und Pauline" sehr viel Lernsoftware, für verschiedene Klassen und verschiedene Fächer. Ich erwartete also gutes, besonders weil die CD-Rom vom Focus als "Beste Lernsoftware" ausgezeichnet war und vom "Kinder-Software-Ratgeber" sechs Mäuse erhalten hat (mehr werden nicht vergeben).
Im Text auf der Cover-Rückseite werden "neueste Erkenntnisse aus Pädagogik, Fachdidaktik und Psychologie", "kindgerecht und kreativ", Berücksichtigung des "individuellen Lernfortschritts", Anpassung an "den neuen Grundschullehrplan" und als Lernziele die folgenden angekündigt:
1. Sinnerfassendes Lesen und Wörter Bildern zuordnen
2. Erkennen und Unterscheiden von Groß- und Kleinbuchstaben
3. Vergleich Gehörtes und Gelesenes
4. Addieren und Subtrahieren im Zahlenraum bis 20
5. Geometrische Figuren erkennen.
Zum Aufbau: Das Programm enthält 8 Spiele je für Deutsch und Mathe, jeweils in 3 Schwierigkeitsstufen, die vom Kind selbst gewählt werden können.
Positiv: Kindgerechte und kreative Umsetzung kann ich bestätigen, die Lernspiele sind nett verpackt und es gibt viel fröhliche Ermunterung, Fehler werden ignoriert (gleichzeitig wird natürlich klar, dass die Wahl/Angabe falsch war) und bei mehreren Fehlern in Folge wird kräftig Mut gemacht.
Negativ:
1. Die Spielanleitung wird vor jedem Spiel und jedem Wechsel des Schwierigkeitsgrads wiederholt, auch wenn man es schon gespielt hat - was das Programm wissen könnte, weil man zu Beginn seinen Namen angibt. Das ist absolut nervtötend!
2. Das Programm weist einige technische Mängel auf: An manchen Stellen wird der Mauszeiger nicht zur Hand, wenn man etwas anklicken kann; die Schwierigkeitsgrade sind zum Teil scheinbar in falscher Reihenfolge (evtl. auch didaktischer Fehler), die abgebildete Hupe wird als "Trompete" bezeichnet. U.a.
3. Das Programm weist eklatante didaktische Mängel auf: In Mathe wird sofort der Zahlenraum 1 bis 20 verwendet und die Zehner bis 100 (in der Schule erst ab 2. Halbjahr bzw. 2. Klasse) und bei den geometrischen Figuren wird die Unterscheidung von Rechteck und Quadrat erwartet (auch erst 2. Schuljahr), sodass ein Großteil der Matheaufgaben erst nach Abschluss des ersten Halbjahres zu bewältigen ist. Eine Systematik im Aufbau der Schwierigkeitsgrade ist kaum zu erkennen, jedenfalls nicht didaktisch sinnvoll. Auch in Deutsch wird Wissen vorausgesetzt, das erst nach der ersten Klasse behandelt wird, insbesondere im Bereich Rechtschreibregeln und Grammtikbegriffe ("Begleiter"). Der zu lesende Wortschatz lässt ebenfalls keine systematische Schwierigkeitsabstufung erkennen und es werden sogar recht viele Fremdworte zum Lesen vorgegeben, die ein Erstklässler sicher noch nicht selbständig erlesen kann (Orange, Bonbon, Computer). Das angepriesene "sinnerfassende Lesen" kommt nur in einem (von acht!) Spielen vor.
Fazit: Neueste Erkenntnisse aus der Fachdidaktik haben hier ganz sicher keinen Eingang gefunden, der individuelle Lernfortschritt findet durch die unsystematische Schwierigkeitsabstufung kaum Berücksichtigung und sinnerfassendes Lesen wird nur ganz am Rande gefördert. Die Anpassung an "den neuen Grundschullehrplan" bezieht sich definitv nicht auf den aus Schleswig-Holstein. Ich wundere mich sehr über die Bewertung dieser Software durch den Focus und den Kinder Software Ratgeber.
MonicaL - 5. Feb, 13:59